Anschlusstechnik

Soll ein Motorrad mit einem Beiwagen verbunden werden, muss die Verbindung stabil und Verwindungssicher konstruiert sein. Mit dem zusätzlichen Gewicht an einer Seite wirken im Fahrbetrieb erhebliche Belastungen auf den Motorradrahmen und die damit verbundenen Bauteile. Ist das Motorrad für den Beiwagenbetrieb nicht geprüft - was auf fast alle Motorräder zutrifft - bedarf es motorradseitig Hilfskonstruktionen. Sie stabilisieren und verhindern das der Motorradrahmen Schaden nimmt.

 

Mögliche Maßnahmen zur motorradseitigen Stabilisierung

 

 

Wann ist es stabil genug?

Die Befestigung eines Beiwagens an Motorrädern aktueller Baujahre gestaltet sich oftmals schwierig. Herausfordernd sind: Aluminium-Kastenrahmen, Rahmen ohne Unterzug, voluminöse Abgasanlagen und Motoren die in die Statik integriert sind. Hier ist teilweise ein erheblicher Aufwand erforderlich, um mit dem Beiwagen eine stabile Gesamtkonstruktion herzustellen.

Ob das Beiwagenfahrgestell an drei oder mehr Punkten mit dem Motorrad verschraubt wird, ist dabei zweitrangig (Schwenker- und Pendelgespanne müssen separat betrachtet werden). Reichen drei oder vier Anschlüsse aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht aus, wird der Gespannhersteller zusätzliche Verbindungen vorsehen. Üblich ist die Verwendung eines Hilfsrahmen, der an geeigneten Stellen mit dem Motorradrahmen verbunden und meist verschraubt oder geklemmt wird. An diesem Hilfsrahmen erfolgen wiederum die Anbindungen zum Beiwagen. Die beim Fahren auftretenden Kräfte werden dadurch gleichmäßig und schonend in die verbundene Gesamtkonstruktion eingeleitet.

 

Wie hier bei Lefèvre, verwenden Gespannhersteller bei leistungsstarken Zugmaschine eine entsprechend aufwändige Anschlusstechnik.

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Die Anschlusstechnik bei Motorroller unterscheidet sich nicht von denen der Motorrädern. Das war in der Vergangenheit anders. Bei Motorrollern mit stabiler Blechkarosserie war in den 1950er- und 1960er-Jahren, während des sogenannten „Rollerbooms“, eine vereinfachte Befestigung üblich. Leichte Beiwagenboote wurden über nur einen Anschlusspunkt verbunden. Hierzu diente meist ein stärker dimensioniertes Rohr, das mit Schrauben unterhalb des Trittbretts befestigt wurde. Angesichts der damaligen Motorleistungen von etwa 10 bis 15 PS erwies sich diese Konstruktion als ausreichend stabil.

 

 

Historisches

1941 wurde mit der DIN 74031 die Lage der Anschlusspunkte definiert. Vermutlich um in Kriegszeiten ressourcenschonend Motorräder und Beiwagen verschiedener Modelle miteinander kombinieren zu können. DIN 74031 wurde Anfang der 1970er Jahre wieder außer Kraft gesetzt. Im Übrigen war diese DIN nur für Motorräder mit Starrrahmen vorgesehen. Letztes Motorrad auf das diese DIN anwendbar war, war die NSU OSL 251 von 1950. Laut Peikert war die DIN 74031 auch noch für Motorräder mit Geradewegfederung am Hinterrad verwendbar.

 

 

Anschlussteile die bis in die 1990 Jahre Standard waren und teilweise auch heute noch verwendet werden.

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Für die Verbindung von Motorrad und Beiwagen sorgen Anschlüsse. Bis in die 1960er Jahre war die Grundidee, eine möglichst schnelle Trennung von Motorrad und Beiwagen möglich zu machen. Seit die Gespanne vorwiegend auf Autorädern laufen, ist diese Möglichkeit obsolet. Gespanne mit moderner Fahrwerkstechnik können nicht mehr als Zweirad gefahren werden.

Ein wahlweiser Betrieb, also das Motorrad mit und ohne Beiwagen zu fahren, ist nur mit Soloreifen möglich.

 

 

Die beiden Streben, die nach oben führen, werden fast einheitlich mit Flachbolzen verschraubt. Bis in die 1960er Jahre unterlagen die Anschlüsse einer Norm. Heute verwenden Gespannhersteller eigene Systeme.

Insbesondere beiwagenseitig werden eine Vielzahl von Verbindungen verwendet: Plattenanschlüsse, Vierkantrohre, einfache oder doppelte Rohrschellen oder verschweißte Anbindungen.

 

Manchmal geht es nicht anders, aber solche Umlenkungen sollte man vermeiden.

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Dieser komplette motorradseitige Anschlusskitt mit allen Kleinteilen gehört für die Kawasaki W 650. Komplette Anschlusskitts bietet Motek auch für Yamaha VS 650, Moto Guzzi und MZ-Zwei- und Viertaktmotorräder an.

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Die einfache Art am Motorrad mit Rohrrahmen Anschlüsse unterzubringen sind Schellen. Die hintere Doppelschelle gehört bei unter den Steuerkopf.

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Manche Fahrgestelle haben Steckenden für die beiden unteren Anschlüsse und Flachbolzen oder entsprechende Schraubaufnahmen für die beiden oberen Anschlüsse.

 

 

Kugelbolzen gibt es als Aufschraubköpfe bzw. Anschweißkugeln, sie werden nur noch selten verwendet.

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Wichtig bei der Auslegung aller Anschlüsse, ist eine weitgehend gerade Verbindung der Streben zwischen Motorrad und Beiwagen. Bei Anschlüssen sind Qualitätsschrauben der Mindestgüte 8.8 zu verwenden. Generell sollte man keine Edelstahlschrauben für Fahrwerksteile verwenden.

 

 

Flachbolzen

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Die oberen Klemmanschlüsse des Velorex-Beiwagens aus den 1950er Jahren

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Anschlusstechnik mit Hilfsrahmen.

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Die DIN 74031 definierte u.a. den Kugeldurchmesser, der schon Werksseitig am Motorrad vorhanden war. Dreipunktanschluss bei einer BMW R 51/2. [BMW22]

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Kurioser Eigenbau mit Flachstahl-Anschlusstechnik. Beitrag in MG 180

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