Eine unterschätzte Gefahr im Gespannbetrieb ist das Eindringen von Abgasen in den Beiwagen, das bei einigen Kombinationen auftreten kann.
Ursachen
Hinter einer Beiwagenscheibe kann Unterdruck entstehen der die Abgase "ansaugt". Ein Problem, das fast immer mit der Montage hoher Windschutzscheiben einhergeht. Begünstigt wird dieses Strömungsverhalten durch ein Beiwagenheck, das im unteren Bereich rund ist und der Luftströmung keine Abrisskante anbietet.
Symptome
Abgasgeruch im Beiwagen
Der Beiwagenpassagier klagt nach der Fahrt über Kopfschmerzen
Lösungen
Scheibe kürzen
Windabweiser (-versteller) auf die Windschutzscheibe montieren
Auspuffrohr verlängern, bis dessen Ende hinter dem Nummernschild endet
Auspuffendrohr zur Beiwagen abgewandten Seite verlegen
unter dem Beiwagen (im hinteren Bereich) eine Schürze aus Gummi anbringen und damit eine Strömungsabrisskante schaffen.
ist ein Überrollbügel vorhanden, den offenen Raum mit einer Scheibe, zum Beispiel aus Makrolon (Polycarbonat) verschließen
Warnzeichen ernst nehmen
Typische Symptome bei einer CO-Belastung im Beiwagen sind nicht nur Abgasgeruch, sondern auch:
Kopfschmerzen
Müdigkeit
Benommenheit, Schwindel
Diese Hinweise sollten nicht ignoriert werden, sie können auf eine gefährliche Kohlenmonoxidkonzentration hindeuten, selbst wenn keine Geruchsbelästigung vorliegt.
Warum CO-Messung entscheidend ist
Treten Abgasgerüche im Beiwagen auf, sollte der Gehalt an Kohlenmonoxid (CO) gemessen werden. CO ist das gefährlichste Gas im Abgasmix, weil es geruchlos, farblos und hochgiftig ist. Zwar sind Abgase als Ganzes oft wahrnehmbar, doch der toxische Bestandteil CO bleibt ohne Messgerät unbemerkt.
Zur Orientierung
Der MAK-Wert für Kohlenmonoxid liegt derzeit (2025) bei 23 mg/m³, was je nach Umrechnung etwa 20 ppm entspricht. In anderen Ländern gelten beispielsweise in den USA Grenzwerte zwischen 25 ppm (ACGIH) und 50 ppm (OSHA) für eine achtstündige Exposition; eine kurzfristige Obergrenze liegt dort teils bei 200 ppm.
Quelle: dgvu.de
Abgasverhalten im Beiwagen
Generelle Rückschlüsse auf das Abgasverhalten eines Beiwagenmodells lassen nicht ziehen. An einem oder mehreren definierten Punkten im Beiwagen zu messen, ermöglicht zwar, dass die Messung jederzeit reproduzierbar ist. Jedoch hat sich in der Praxis gezeigt, dass definierte Messpunkte nicht die Abgassituation im Beiwagen widerspiegeln. Das Gas verhält sich äußerst dynamisch.
So kann zwar ein abgasfreier Innenraum festgestellt werden, aber über dem Beiwagen, genau in Atemhöhe des Insassen, eine Konzentration von über 50 ppm bei etwa 80 km/h mit steigender Tendenz bei zunehmender Geschwindigkeit gemessen werden.
Auch möglich ist, dass sich das Abgas nur im Fußraum des Beiwagen sammelt.
Maßnahmen gegen Abgas im Beiwagen sind individuell zu prüfen.
CO-Messgeräte sind relativ preiswert zu erwerben.
Siehe Unterordner: Abgase